„Als Studierende sind wir anders“ – so liest man auf der Webseite des Bundesverbandes Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen, kurz BDSU. Weiter geht es selbstbewusst: „Mehr leisten, mehr können. Damit Sie mit Ihrer Idee Erfolg haben“. Über 32 sogenannte studentische Beratungen und knapp dreitausend Studierende vereint man, und schafft so fleißig Nachwuchs für eine Branche, der ein Ruf irgendwo zwischen harter Arbeit, steilen Lernkurven, aber auch Fortschritt, Innovation und radikaler Umwälzung vorauseilt. Doch es ist viel mehr als eine Ausbildung mit definiertem Berufseinstiegsziel, denn die im BDSU organisierten studentischen Beratungen in 32 deutschen Universitätsstädten versprechen nicht zuletzt innovative, wertstiftende Beratungsleistungen für Industrieunternehmen, NGOs und Institute.
Als studentische Unternehmensberater bringen wir natürlich nicht die langjährige Praxiserfahrung unserer Kunden mit. Aber wir haben eine akademisch bedingte Offenheit für neuartige Ansätze, den klaren Blick von außen und das topaktuelle Hochschulwissen in der Hinterhand, das schätzen unsere Kunden sehr.
Philippe Gien, Vorstand für Unternehmenskontakte bei aixsolution e.V.
Bei aixsolution, der studentischen Beratung aus Aachen mit seinen tradierten, renommierten Hochschulen FH und RWTH Aachen kennt man sie alle, die Vorbehalte gegenüber Studierenden, die sich anschicken, kleine und große Unternehmen schon während des Studiums unterstützen zu wollen, aber auch die lobenden Stimmen ihrer Kunden und was diese für Vorteile im studentischen Beratungskonzept sehen. „Viele sind beim Erstkontakt zurückhalten: Sind das nicht ‚nur‘ Studierende, brauche ich nicht richtige Berater für meine Geschäftsprobleme? Reicht nicht ein Werksstudent?“. Philippe Gien weiß mit diesen Vorbehalten rasch aufzuräumen: Sämtliche studentischen Berater im BDSU unterziehen sich einem strikten Schulungsprogramm, um methodisch fit für Kundenprojekte zu sein. Regelmäßige interne Schulungen halten die Nachwuchsberater ‚up to date‘ – und schaffen einen wertvollen methodischen Vorsprung gegenüber Kommilitonen. Den fachlichen Background bringen die Studierenden von den Hochschulen mit, fügen dem aber noch die dokumentierten, wertvollen Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten hinzu. „Mich freut, wie steil die Lernkurve gerade bei den Neueinsteigern, den sogenannten Trainees ist: In kurzer Zeit entwickeln sich diese zu Kollegen, denen ich hundertprozentig auch in stressigen Projekten vertraue“, sagt Philippe Gien.

Dass stetig junge Studierende für die studentische Beratung begeistert, die Schulungen überarbeitet, aber auch einfach die E-Mail-Adressen reibungsfrei laufen – dafür sorgen in studentischen Beratungen ‚Ressorts‘, interne Abteilungen wie ‚Human Resources‘ oder ‚Qualitätsmanagement‘: Ganz wie in Wirtschaftsunternehmen sorgen diese für reibungsfreie Abläufe und vermitteln den Jungberatern nebenbei den Umgang mit Herausforderungen aus dem Geschäftsalltag. Darüber hinaus kooperieren die studentischen Beratungen mit renommierten Vollzeit-Beratungshäusern, welche im Austausch für den Zugang zu TopAbsolventen lehrreiche Fortbildungsworkshops anbieten – oder wie es Gien augenzwinkernd ausdrückt: „Wir lernen von den Besten“.
Für die methodische und fachliche Bildung wird gesorgt, doch was macht nun ein studentisches Beratungsprojekt aus, was macht es so anders?
Studentische Berater verortet man natürlich intuitiv vor allem in forschungsnahen Themen wie technischen Markstudien. Tatsächlich unterstützen wir aber aufgrund unserer erfrischend unbefangenen und doch hochstrukturierten Arbeitsweise von Marketingkampagnen über die Organisationsentwicklung bis hin zur Strategiefindung.
Schon der Projektstart sorge immer wieder für positives Feedback: Je nach Projektlage könne schon wenige Tage nach dem obligatorischen Erstgespräch mit dem Kunden ein fachlich zugeschnittenes Projektteam vorgestellt werden – Vorteil der ‚nebenberuflichen‘ Beratung neben dem Studium und der breiten Palette an vertretenen Studiengängen. Nach der Unterbreitung und Feinabstimmung eines Angebotes arbeite das Projektteam bis auf vorab besprochene Abstimmungspunkte selbstständig, erklärt der studentische Berater Gien: „Kunden schätzen den geringen Organisationsaufwand. Natürlich stehen wir jederzeit für Abstimmungen bereit, brauchen aber nicht die Handreiche wie beispielsweise ein Werksstudent, sondern liefern eine anwendbare Lösung im vereinbarten Zeitrahmen“.
Methodisch orientieren sich die Jungberater an den Vollzeitberatern: Strukturierte Workshoporganisation, Kundeninterviews, Studiendurchführung oder Portfoliomatrizen sind selbstverständliche Fähigkeiten. Die Perspektive sei jedoch eine andere: „Als studentische Beratung hat man nicht die Berater auf Partnerebene mit Jahren an Industriewissen. Aber wir haben Beiräte aus Ehemaligen, die nun erfahrene Berater sind, und hervorragende Uni- und Start-up-Netzwerke“, erzählt Gien. Fehlen die Kompetenzen lokal, können Projekte sogar im Verbund verschiedener studentischer Beratungen durchgeführt werden. Eine studentische Beratung sieht Gien demnach auch weniger als Unternehmen, denn als Innovationsplattform, die es Unternehmen erlaubt, einen frischen Blick auf die eigenen Probleme zu gewinnen.
Mit studentischen Beratern bekomme man nicht nur gute Projektdurchführung, sondern auch den Zugang zum Wissen aus einem breiten Instituts-, Start-up- und Alumninetzwerk.
„Unser Spirit umfasst aber viel mehr als nur Industrieprojekte, auch wenn das unschätzbar wertvolle Erfahrungen für uns alle sind“, betont Philipp Heisenberger, ein ehemaliger Vorstand, Informatik-Masterstudent und damit studentischer Seniorberater. „Studentische Beratungen sind ganz besonders auch Vereine ähnlich hochmotivierender Studierender, die mit Begeisterung nach persönlichem Fortschritt streben – daher sind unsere internen ‚Socials‘ und Aktivitäten einfach großartige Erfahrungen und schweißen zusammen. Ein gutes soziales Gefüge kommt dann natürlich auch der Projektarbeit zugute.“ Als langjähriges Mitglied hat Heisenberger auch die strategische Ausrichtung des studentischen Beratungsgeschäfts im Blick und weiß über die anstehenden Themen zu berichten:
Wir sehen, dass gerade jetzt in der Corona-Krise Digitalisierung nochmal einen Schub bekommt. Als ‚Digital Natives‘ und Studierende haben wir natürlich einen topaktuellen Blick beispielsweise auf Data Analytics und möchten brandaktuelle Themen wie Process Mining in Projekten treiben. Viele studentische Berater deutschlandweit sind in Instituten an vorderster Front an diesen Themen dran, sodass wir Unternehmen natürlich besonders in dieser Hinsicht in den nächsten Jahren gerne unterstützen.
Der Blick fürs Detail und der fachliche Hintergrund der angehenden Akademiker kombiniert mit der antrainierten Fähigkeit zur effizienten und zielorientierten Arbeit scheinen zu überzeugen–über 3000 durch BDSU-Mitglieder bis dato abgeschlossene Projekte sprechen für sich. Wir schließen daher mit der Frage, auf welche der vielen Erfahrungen sie besonders stolz sind. Heisenberger zögert kaum: „Dass wir regelmäßig auch soziale Pro-bono-Projekte machen, beispielsweise in Kooperation mit der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen. Im vergangenen Jahr haben wir Soforthilfe für lokale Geschäfte angeboten, jetzt möchten wir Schulen bei der Digitalisierung unterstützen. Das ist toll zu sehen: Studentische Berater können nicht nur Fachwissen und Projekte, wir sind zuallererst auch Jungunternehmer mit Verstand und Herz!“
Autor: Felix Mohrschladt, Mitglied des Ressorts Unternehmenskontakte bei aixsolution e.V.