Einkaufelektronische BeschaffungInterviewsNewsProfessional ServicesNina Bomberg, Director Global Indirect Procurement
Nina Bomberg über Optimierungspotentiale im Indirekten Einkauf

Eine klare Linie fahren und dabei stets diplomatisch vorgehen, dafür steht Nina Bomberg. Dass sich dieser Ansatz auszahlt, zeigt sich am Karriereweg der studierten Wirtschaftswissenschaftlerin. Nach diversen Stationen im Indirekten Einkauf multinationaler Konzerne verantwortet Nina Bomberg in ihrer aktuellen Position bei dormakaba den Indirekten Einkauf auf globaler Ebene.

Neben der Definition der Beschaffungsstrategie für die internationalen Teams fokussiert sich die gebürtige Hessin auf Prozessoptimierungen und ist im ständigen Austausch mit ihren Anspruchsgruppen. Immer mit dem Ziel, den globalen indirekten Einkauf zu zentralisieren und so Synergien zu schaffen.

Was ihr dabei zugutekommt, sind ihre Erfahrung und ihr Fingerspitzengefühl im Umgang mit den internen und externen Kunden. Eine Fähigkeit, die Nina Bomberg sich im Laufe ihres beruflichen Werdegangs angeeignet hat – durch umsichtiges Herantasten gepaart mit einer gesunden Portion Optimismus und einem starken Veränderungswillen zum Erfolg zu kommen.

Wie ihr Arbeitsalltag aussieht, worin für sie die Herausforderungen im Indirekten Einkauf liegen und wie es ihr gelingt, historisch gewachsene Strukturen mit den gegenwärtigen Anforderungen einer zukunftsgerichteten Einkaufsorganisation zu harmonisieren, schildert uns die Einkaufsexpertin, die in ihrer Freizeit auf Mittelaltermärkten anzutreffen ist, im Interview.

apadua: Ahoi, Nina und herzlich Willkommen bei „Butter bei die Fische“. Der Spätsommer ist in vollem Gange und mit ihm auch die Reisezeit. Welche drei Dinge würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen und warum?

Nina Bomberg: Bis vor Kurzem hätte ich noch so Sachen gesagt wie ein Satelliten-Telefon, ein Buch und so weiter. Da mein Mann und mein Sohn jedoch eingefleischte „7 vs. Wild“-Fans sind, weiß ich es nun sehr viel besser und würde jetzt natürlich auch eine Machete, Feuerstahl und einen Schlafsack einpacken.

Damit wäre mein Überleben in der Wildnis gesichert (lacht). Schließlich sind Schlafsack, Feuerstahl und Machete absolut praktische Begleiter für eine Abenteuer-Reise, wie ich jetzt gelernt habe. Gefühlt kann man damit alles machen: Kochen, einen Schlafplatz inkl. Wärmequelle bauen, sich durch den Dschungel schlagen und natürlich auch gegen wilde Tiere zur Wehr setzen.

„Meine Top3-Items für eine einsame Insel: Schlafsack, Machete und Feuerstahl.

Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass sich meine Abenteuerlust in Grenzen hält. Eine Reise nach Indien, wo ich irgendwo am Straßenrand etwas zu essen bekomme, würde meinen Erlebnishunger – im wahrsten Sinne des Wortes – besser bedienen.

apadua: Was hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre im Indirekten Einkauf – insbesondere im Dienstleistungseinkauf – am stärksten verändert und worauf führst du das zurück?

Nina Bomberg: Der Indirekte Einkauf ist aus meiner Sicht komplexer und leichter zugleich geworden. Früher sind wir zu „Wer-liefert-Was“ gegangen und haben uns dort einen Überblick über die möglichen Lieferanten verschafft – das war’s dann aber auch.

Heutzutage haben wir es jedoch mit einer so großen Menge an Anbietern zu tun, dass es fast unmöglich ist, den Überblick zu behalten. Und das, obwohl es deutlich einfacher geworden ist, mögliche Lieferanten im Internet ausfindig zu machen. Wichtig ist aber, dieses Marktwissen auch produktiv zu nutzen und ins Unternehmen zu tragen. Moderne Einkaufstools können hier unterstützen.

Da wir für den Dienstleistungseinkauf noch keine gut funktionierende Lösung haben, um einerseits den Überblick über bestehende Lieferanten und andererseits den Markt an sich zu behalten, ist das eine der größten Herausforderungen bei uns im Indirekten Einkauf.

„Für uns Einkäufer wird es immer wichtiger, unser Marktwissen produktiv zu nutzen und ins Unternehmen zu tragen.

Gleichzeitig haben wir es im Dienstleistungseinkauf mit einem Fachkräftemangel zu tun, der nun mal leider Realität ist. Dieser trifft nicht nur die HR-Abteilungen, sondern eben auch uns, wenn wir auf der Suche nach passenden Dienstleistern sind. Und das auch schon bei kleineren (Projekt-)Anfragen, z.B. bei Zeitarbeitsaufgaben wie Datenmigration. Es kann durchaus sein, dass man dann niemanden findet, weil der Arbeitsplatz nicht ausschließlich im Home-Office angesiedelt ist.

Weiterhin kommt erschwerend hinzu, dass wir im Dienstleistungseinkauf eigentlich keine zweite Chance haben. Ist das Projekt vergeben und das Projektteam hält nicht, was zuvor im Pitch versprochen wurde, kann man das Projekt zwar einstampfen. Das Problem ist dadurch aber nicht gelöst. Ganz abgesehen von den Folgekosten und dem zeitlichen Verzug, die mit einer weiteren Ausschreibungsrunde einhergehen.

Referenzen aus dem eigenen Netzwerk können hilfreich sein. Aber die schützen einen natürlich auch nicht vor unzufriedenstellenden Projektergebnissen. Letztlich haben wir es im Dienstleistungseinkauf mit Menschen zu tun. Und genau darin liegt die Hauptherausforderung, die viel von uns Einkäufern abverlangt: Vertrauensvorschuss, gute Menschenkenntnis und ein ausgereiftes Beziehungsmanagement sind die erforderlichen Soft Skills im Dienstleistungseinkauf.

apadua: Worin liegen die Herausforderungen und Besonderheiten im Indirekten Einkauf und was reizt dich an diesem Tätigkeitsfeld. Wie lautet deine Mission?

Nina Bomberg: Ich brauche die Abwechslung und ich brauche die Herausforderung. Der Indirekte Einkauf vereint beides, weshalb ich diesem Bereich bisher stets treu geblieben bin – und sicherlich auch bleiben werde.

Besonders reizvoll sind für mich die unterschiedlichen Themen, mit denen wir es im Indirekten Einkauf zu tun haben. Von der Kataloganbindung für Kugelschreiber bis zur Beschaffung ganzer Produktionsanlagen ist alles dabei. Kein Tag gleicht dem anderen – was ich persönlich sehr schätze.

„Meine Mission ist es, ein zuverlässiger Partner für die Fachabteilungen zu sein, durch mein Handeln auf die Unternehmensstrategie einzuzahlen und die internen Bedarfsträger dabei zu unterstützen, das Maximum aus ihren Budgets herauszuholen.“

Da wir im Indirekten Einkauf nicht selbst produzieren, besteht unser Ziel darin, ein zuverlässiger Partner für die Fachabteilungen zu sein. Dies machen wir, indem wir z.B. Lieferanten ausfindig machen, die einen Mehrwert fürs ganze Unternehmen liefern, uns kontinuierlich up to date halten und uns einen Überblick über die neuesten Innovationen und Trends im Einkauf verschaffen.

Schließlich ist meine bzw. unsere Mission, auf die Unternehmensstrategie einzuzahlen und die internen Bedarfsträger zu unterstützen, das Maximum aus ihren Budgets herauszuholen, um möglichst viel zu erreichen. Dabei sind optimierte Prozesse unser stärkster Hebel.

Denn gerade im Indirekten Einkauf können wir über Produktivität fast noch mehr zum Unternehmenserfolg beitragen als über die letzten paar Prozent, die wir rausverhandeln. Konkret meine ich damit, den Beschaffungsprozess für alle Beteiligten so einfach wie möglich zu halten. Das fängt bei der Auswahl der Tools an, geht über den Freigabeprozess bis hin zur Stammdatenverwaltung.

Letztlich sollte der Beschaffungsprozess in einem Unternehmen so einfach und intuitiv sein, wie die Nutzung von Handyapps. Ganz ohne Bedienungsanleitung einfach loslegen – in einem vorgegebenen Rahmen. Und zwar auch für diejenigen, die nur einmal im Jahr etwas beauftragen. Um dorthin zu kommen, braucht es auch den Perspektivwechsel – weg von der „Einkaufsbrille“ hin zur Sicht der Partner. Nur so kann ich meine internen Kunden, deren Arbeitsweise und deren Bedürfnisse in ihrer Vielfalt verstehen. Und nur so kann ich zu einem positiven Einkaufserlebnis – zu einer gelungenen Customer Journey – beitragen. Und genau darin sehe ich meine Aufgabe!

apadua: Mit welchen drei Begriffen würdest du die Zukunft des Einkaufs von Professional Services beschreiben?

Nina Bomberg: Subjektiv, transparent(er) und strategisch. Eine gewisse Subjektivität wird immer bleiben, schließlich handelt es sich um ein People Business.

„Die steigende Markttransparenz hilft uns, auch den Einkauf von Professional Services strategisch angehen zu können – insbesondere auf Topmanagement-Ebene.“

Ich glaube aber auch, dass aufgrund der Vielzahl an neuen Anbietern auf dem Markt die Transparenz steigen wird. Dadurch kommen wir endlich einmal an den Punkt, an dem wir auch den Einkauf von Professional Services strategisch angehen können – auch auf Topmanagement-Ebene.

apadua: Das letzte Wort gehört Dir: Was Du uns schon immer einmal sagen wolltest, …

Nina Bomberg: Aus aktuellem Anlass: Denkt mal drüber nach, ob ein Studium die Voraussetzung für eine Aufgabe im Einkauf ist.

Ich sehe kaum noch Stellenausschreibungen, die ohne ein Studium auskommen. Ob für Freelancer oder Festangestellte. Dabei bin ich der Ansicht, dass das gar nicht so viel Mehrwert bringt, wie man meint. Wenn jemand eine Ausbildung gemacht und Einkaufserfahrung gesammelt hat, bringt diese Person sicher mehr (Praxis-)Wissen mit, als jeder Hochschul-Absolvent!

Zur Person

Nina Bomberg hat verschiedene indirekte Einkaufspositionen in multi-nationalen Konzernen in unterschiedlichen Branchen durchlaufen. Aktuell leitet sie bei dormakaba den globalen indirekten Einkauf und dessen internationale Teams. Dabei konzentriert sie sich darauf, das Fundament für die Zentralisierung des indirekten Einkaufs zu schaffen und diesen effektiver aufzustellen, indem sie u.a. Beschaffungsstrategien entwickelt und Prozesse neu definiert.

Ihre Erfahrungen im multi-kulturellen Change-Management, Stakeholder Management und als Motivatorin sind dabei von Vorteil. Nina Bomberg hat einen Wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss und einen MBA der ESCP Europe.

In ihrer Freizeit bereist Nina Bomberg leidenschaftlich gerne die hiesigen Mittelaltermärkte. Getreu dem Motto „Living History“ verzichtet sie dann bewusst auf ihr Handy und taucht als „Frau eines Ritters“ in eine zurückliegende Zeit ab.

Über die dormakaba Gruppe

dormakaba ist ein weltweit führender Anbieter auf dem Markt für Zutrittslösungen. Das Unternehmen definiert Zugang neu, indem es Branchenstandards für intelligente Systeme und nachhaltige Lösungen über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden setzt. Rund 16 000 Mitarbeitende weltweit stellen ihr Fachwissen einem wachsenden Kundenstamm in mehr als 130 Ländern zur Verfügung. dormakaba unterstützt seine Kunden mit einem breiten, innovativen Portfolio für integrierten Zugang. Diese Produkte, Lösungen und Dienstleistungen fügen sich einfach in Gebäudeökosysteme ein, um sichere und nachhaltige Orte zu schaffen, an denen sich Menschen nahtlos bewegen können.  

dormakaba ist an der SIX Swiss Exchange notiert und hat seinen Hauptsitz in Rümlang bei Zürich (Schweiz). Im Geschäftsjahr 2021/22 erzielte dormakaba einen Umsatz von CHF 2.8 Milliarden.

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